rheinisches journalistinnenbüro

Merowingerstr. 5-7
50677 Köln
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»Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg« – (Wander-)Ausstellung zum Thema

September 2009: Premiere in Berlin.
Bis Ende 2011: Tournee durch zehn deutsche Städte

 

Das Thema

Die inhaltlichen Grundlagen (Buch und Unterrichtsmaterialien)

Die Zielsetzung der Ausstellung

Die Gestaltung der Ausstellung
            Assoziativer Einstieg
            Schautafeln
            Hörstationen
            Karten
            Video-Präsentationen
            Büchertische und Vitrinen
            Gestaltete Fußböden im Eingangsbereich

Künstlerische Beratung bei der Erstellung der Ausstellung

Ausstellungsorte und Kooperationspartner

Flexible Ausstellungsversion für Schulklassen

Fremdsprachige Versionen der Ausstellung

Die Nachhaltigkeit der Ausstellung

Das zentrale Begleitprogramm zur Ausstellung

Ausstellung und Begleitprogramm im Internet

Lokale Ideen zum Begleitprogramm

Die Wiedererkennbarkeit der Ausstellung bei der Werbung vor Ort

Der Projektträger

Eigenbeiträge der Kooperationspartner

Organisation/Kontakt:
recherche international e.V., Merowingerstr. 5-7, 50677 Köln
Tel.: 0221 – 317091
Ansprechpartner: Karl Rössel/Albrecht Kieser
E-Mail: karl.roessel@rjb-koeln.de

 

Das Thema

Millionen Soldaten aus Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika haben im Zweiten Weltkrieg gekämpft, um die Welt vom deutschen und italienischen Faschismus sowie vom japanischen Großmachtwahn zu befreien. Allein Indien stellte 2,5 Millionen Kolonialsoldaten und China hatte mehr Opfer zu beklagen als Deutschland, Italien und Japan zusammen. Frankreich sowie Großbritannien rekrutierten auch in ihren afrikanischen Kolonien jeweils mehr als eine Million Kolonialsoldaten für Kriegseinsätze vom Maghreb über Europa bis nach Indien und Burma.

Sowohl die faschistischen Achsenmächte als auch die Alliierten rekrutierten in ihren Kolonien Hilfstruppen und Hilfsarbeiter oftmals mit Gewalt. Japanische Militärs verschleppten zudem Hunderttausende Frauen aus Asien in ihre Frontbordelle. Rekruten aus den Kolonien, ob Freiwillige oder Zwangsverpflichtete, mussten sich mit weniger Sold, schlechteren Unterkünften und geringeren Kriegsrenten als ihre „weißen Kameraden“ abfinden.

Weite Teile der Dritten Welt – von der lateinamerikanischen Küste, West-, Nord- und Ostafrika über den Nahen Osten und Indien bis nach Südostasien und Ozeanien – dienten als Schlachtfelder und blieben nach Kriegsende verwüstet und vermint zurück. Bei der Befreiung der philippinischen Hauptstadt Manila von den japanischen Besatzern starben mehr Zivilisten als in Berlin, Dresden oder Köln. Aus ihren Kolonien bezogen die kriegführenden Mächte zudem Nahrungsmittel für die kämpfenden Truppen und Rohstoffe für die Rüstungsproduktion. Oft musste die einheimische Bevölkerung deshalb Hunger leiden.

Auch das NS-Regime bezog kriegswichtiges Material aus den französischen Kolonien in Afrika und Indochina, die unter der Kontrolle der Kollaborationsregierung in Vichy standen. Die Nazis wollten nach der Unterwerfung Osteuropas zudem ein Kolonialreich in Zentralafrika erobern und über Nordafrika in den Nahen Osten vorstoßen. Hunderttausende Juden in dieser Region mussten deshalb um ihr Leben fürchten. 1942 landete ein SS-Kommando in Tunesien, das die Juden in Palästina vernichten sollte und noch im chinesischen Shanghai sahen sich Zehntausende jüdische Flüchtlinge von Gestapo-Verfolgern bedroht.
In der Dritten Welt gab es allerdings nicht nur Opfer, sondern auch Kollaborateure der faschistischen Achsenmächte, die an deren Seite kämpften – von Nordafrika und Palästina über den Irak und Indien bis nach Thailand und Indonesien.

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Die inhaltlichen Grundlagen (Buch und Unterrichtsmaterialien)

Die gravierenden Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Dritte Welt kommen im hiesigen Geschichtsdiskurs sowie in der historischen Lehre an Schulen und Hochschulen bis heute kaum vor. Das vom Rheinischen JournalistInnenbüro erstellte und von recherche international e.V. im Jahre 2005 herausgegebene Buch „Unsere Opfer zählen nicht – Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ war die erste umfassende deutschsprachige Publikation zum Thema und stieß in den Medien und in Fachkreisen auf ein positives Echo. 24 Kritiker aus Zeitungs-, Rundfunk- und TV-Redaktionen kürten „Unsere Opfer zählen nicht“ im Juli 2005 zum „Sachbuch des Monats“.

Der „Badischen Zeitung“ erschien das Buch ebenso „überfällig“ wie dem Züricher „Tages-Anzeiger“, „da es einem auf jeder Seite die Unzulänglichkeit unseres eurozentrischen Geschichtsbildes bewusst“ mache.
Der Rezensent der „tageszeitung“ staunte, „wie vielfältig die Dritte Welt […] in das Kriegsgeschehen verwickelt war“, und ein Kritiker des Österreichischen Rundfunks bekannte, dass ihm „die vielfältigen Perspektiven dieses Buchs“ erst „die Dimension des Welt-Kriegs bewusst“ gemacht hätten.
Die Berliner Literaturkritik erhob es zum „Handbuch für historische und aktuelle Zeitfragen“, weil es „zum Perspektivwechsel in der (europäischen und westlichen) Geschichtsbetrachtung“ herausfordere und die „Frankfurter Rundschau“ hoffte, dass sich nach diesem „enorm wichtigen Beitrag“ andere zu weiteren Arbeiten zum Thema würden „inspirieren“ lassen. Der Rezensent von „contraste“ schrieb, das Buch solle „in keiner öffentlichen Bibliothek fehlen“.
Die „Militärgeschichtliche Zeitschrift“ sprach von einer „gelungenen Überblicksdarstellung der (Vor- und Nach-)Kriegsereignisse aus einem außereuropäischen Blickwinkel“, die „jedem zur Lektüre empfohlen“ sei.
Und „Überblick“, die entwicklungspolitische Fachzeitschrift der evangelischen Kirche, empfahl, „für dieses spannend geschriebene Buchprojekt […] auch in Schulen und Universitäten um Leserschaft“ zu werben, damit bislang Versäumtes „mehr als ein halbes Jahrhundert später nachgeholt werde.
Die Rezensionen sind im Internet nachzulesen unter:
www.assoziation-a.de/rezension/Unsere_Opfer_zaehlen_nicht.htm

Trotz dieser breiten Resonanz nimmt die deutsche Öffentlichkeit das Thema nur sehr zögerlich zur Kenntnis und bis in die Literatur für den Schulunterricht war es auch zwei Jahre nach der Publikation des Buches noch nicht vorgedrungen.
Recherche international e.V. hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem Autoren-Kollektiv des Rheinischen JournalistInnenbüros im Frühjahr 2008 Unterrichtsmaterialien zum Thema nachgelegt, deren pädagogisches und didaktisches Konzept in enger Zusammenarbeit mit Lehrern und Lehrerinnen für Geschichte und Gesellschaftslehre sowie Historikerinnen, Politik- und Erziehungswissenschaftlerinnen erarbeitet wurde. Die Materialien stießen auf ein ähnlich positives Echo wie das Buch. Die Zeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Berlin z.B. empfahl sie Lehrern und Lehrerinnen „unbedingt“ für den Einsatz im „historischen und politikwissenschaftlichen Unterricht“. Das Nürnberger Menschenrechtszentrum bezeichnete die Materialen als „das perfekte Werkzeug, um im Geschichtsunterricht und verwandten Fächern neue Perspektiven auf eine entscheidende Epoche des 20. Jahrhunderts zu werfen“. Und der Rezensent von „Entwicklungspolitik online“ schrieb: „Mit dieser Unterrichtshilfe können Lehrkräfte ihren SchülerInnen ein wesentlich genaueres Bild vom Zweiten Weltkrieg vermitteln, als es herkömmliche Schulbücher tun.“

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Die Zielsetzung der Ausstellung

So positiv die Resonanz auf die genannten Publikationen zum Thema auch war, so kam von Praktikern der schulischen, universitären und außerschulischen Bildungsarbeit, die es in ihre Arbeit mit einbezogen haben, doch immer wieder die Rückmeldung, dass eine Präsentation wesentlicher Aspekte dieses wichtigen historischen Kapitels in Form einer Ausstellung hilfreich und nützlich wäre.

Damit könne zum einen die noch immer zögerliche Wahrnehmung der außereuropäischen Perspektiven auf die Geschichte des Zweiten Weltkriegs stärker ins Bewusstsein der hiesigen Öffentlichkeit gerückt werden.
Zum zweiten wäre eine solche Ausstellung ein wichtiger Anstoß zur Auseinandersetzung mit dem Thema in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit, zumal wenn es dazu auf die Zielgruppe von Schülerinnen und Schülern abgestimmte Begleitveranstaltungen gebe.
Schließlich sei zu erwarten, dass auch der 70. Jahrestag des Kriegsbeginns in Europa (!) im September 2009 hierzulande wieder ebenso eurozentristisch begangen werde wie es bei den Veranstaltungen und in der Medienberichterstattung zum 60. Jahrestag des Kriegsendes im Jahre 2005 geschehen sei, als nahezu ausschließlich das Kriegsgeschehen in Europa thematisiert wurde.
Die Ausstellung über „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ wird ihre Premiere deshalb bewusst im September 2009 erleben, um einen Gegenpol zur eurozentristischen Geschichtsperspektive zu setzen. Bis Ende 2011 wird die Ausstellung dann durch insgesamt mindestens zehn deutsche Städte wandern. Danach wird sie von der Kulturkoordination EXILE in Essen übernommen werden, wo sie von Ausstellungsmachern, Museen, Schulen, Universitäten, Bürgerhäusern, Dritte-Welt-Zentren und anderen Veranstaltern auch weiterhin wird ausgeliehen werden können.

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Die Gestaltung der Ausstellung

Die Rolle der Dritten Welt im Zweiten Weltkrieg wird in der Ausstellung über Fotos, Plakate, Hörstationen und Video-Sichtplätze sinnlich präsentiert und nur um die nötigsten Texte ergänzt.


Assoziativer Einstieg: Im Eingangsbereich wird ein großformatiges Foto auf Roll-Leinwand hängen (z.B. von afrikanischen Soldaten auf einem verschneiten Schlachtfeld), das die Distanz zwischen der Herkunft der Kolonialsoldaten (z.B. aus Afrika) und ihren Kriegseinsätzen auf anderen Kontinenten (z.B. in Europa) illustriert.

Schautafeln: Der Hauptbestandteil der Ausstellung besteht aus 40 bedruckten Gigaprints (A 0) sowie 20 kleineren Prints (A 2) auf Aluminium-Verbundplatten.
Auf jeweils 10 der großformatigen Tafeln wird das Kriegsgeschehen in Afrika, Asien und Ozeanien dokumentiert, wobei pro Kontinent verschiedene inhaltliche Schwerpunkte behandelt werden (so am Beispiel Afrikas die wirtschaftlichen Kriegsfolgen, am Beispiel Asiens Themen wie Zwangsarbeit und Zwangsprostitution und am Beispiel Ozeaniens die bis heute anhaltende Militarisierung der Region durch den Krieg).
Auf den restlichen 10 A 0-Schautafeln werden übergreifende Themen präsentiert wie die Judenverfolgung außerhalb Europas, die Kollaboration von Politikern aus der Dritten Welt mit den Achsenmächten und Widerstandsaktionen der Kolonisierten gegen erzwungene Kriegsdienste. Die letzte Tafel jedes Unterkapitels enthält aktuelle Bezüge. Je nach Veranstaltungsort können auch lokale Aspekte ergänzend in der Ausstellung präsentiert werden.
Die Ausstellungstafeln erhalten ein einheitliches Layout und werden im Wesentlichen mit großformatigen Fotos und knappen Texten gestaltet. Historische Fotos werden schwarz-weiß präsentiert, Portraitfotos von Zeitzeugen – soweit vorhanden – in Farbe. Bei der Gestaltung der Schautafeln werden farbige Elemente nur dezent eingesetzt.

Ausgewählte Zitate aus hiesigen Geschichtsbüchern, Publikationen oder TV-Dokumentationen sollen Kontrapunkte setzen und illustrieren, wie weitgehend die Folgen des Zweiten Weltkrieges in der Dritten Welt hierzulande bislang ignoriert wurden und werden.
Neben Hängevorrichtungen an Wänden sollen zur Präsentation der Ausstellungstafeln möglicherweise auch Gestelle dienen, die im Raum platziert werden können.
Auf den kleineren Schautafeln (A 2) werden Portraits von ZeitzeugInnen mit Fotos und biographischen Angaben präsentiert.

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Hörstationen: Erinnerungen ausgewählter ZeitzeugInnen werden neben den Portrait-Tafeln über Kopfhörer im Originalton (mit deutscher Overvoice) zu hören sein. Darunter werden auch mehrere Originaltöne von Frauen sein. Insgesamt sind 10 Hörstationen vorgesehen, die möglicherweise auch an Stelen oder Säulen im Raum platziert werden können.

Karten: Eine großformatige mehrfarbige Karte wird die Kolonialgebiete zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns illustrieren und auf besonders markante Folgen des Zweiten Weltkriegs in verschiedenen Ländern hinweisen (z.B. „China: 20 Millionen Kriegstote – 94 Millionen Vertriebene“, „Manila: 100.000 zivile Bombenopfer“, „Korea: 200.000 Zwangsprostituierte der japanischen Streitkräfte“, „Indien: 2,5 Millionen Kolonialsoldaten“, „Frankophones Afrika: 1 Million Kolonialsoldaten“, „Anglophones Afrika: 1 Millionen Kolonialsoldaten“ etc.)
Einheitlich gestaltete kleine Weltkarten auf den Ausstellungstafeln werden die geographische Lage der jeweiligen Schauplätze verdeutlichen.

Video-Präsentationen: Auf einem Video-Screen werden wechselnde Portraits von Kriegsteilnehmern aus allen Teilen der Dritten Welt erscheinen, um das Ausmaß der Beteiligung von Kolonialsoldaten am Zweiten Weltkrieg zu dokumentieren.
Im dem Abschnitt der Ausstellung über „Afrika im Zweiten Weltkrieg“ wird der deutsch untertitelte Kurzfilm „L’Ami Yabon“ des algerischen Regisseurs Rachid Bouchareb aus dem Jahre 2008 auf einem zweiten Videoscreen zu sehen sein (sofern sich die Filmrechte dafür erwerben lassen). Mit stilisierten Animationsbildern zeigt der Kurzfilm den Weg eines Kolonialsoldaten von seiner Rekrutierung im Senegal über seine Kriegseinsätze in Europa und die Gefangenschaft in einem deutschen Lager bis zu seiner Rückkehr nach Westafrika.
Um die anhaltende Bedeutung des Themas für die heutige Gesellschaft zu dokumentieren, werden für die Ausstellung zudem Video-Protokolle aufgezeichnet, in denen MigrantInnen darüber berichten, wie der Zweite Weltkrieg ihre Familien und Herkunftsregionen in Afrika, Asien, Lateinamerika oder Ozeanien in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Erstellung dieser audiovisuellen historischen Protokolle erfolgt nach Möglichkeit in Kooperation mit Video-Projekten von MigrantInnen in den Orten, in denen die Ausstellung gezeigt wird (so z.B. mit Kanak TV in Köln).
Die Videoprotokolle sollen – soweit es die Ausstellungs-Orte zulassen – auf einem dritten Videoscreen und möglichst in einem gesonderten Raum oder einer abgetrennten Kabine präsentiert werden.

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Büchertische und Vitrinen: In den Ausstellungsräumen wird die verfügbare deutschsprachige Literatur zum Thema an Büchertischen zum Kauf angeboten. Wo dies nicht möglich ist, werden Literaturempfehlungen ausgelegt.
Um die Breite und inhaltliche Vielfalt der Literatur zum Thema zu illustrieren, die es in den ehemals kolonialisierten Ländern Afrikas, Asiens, Ozeaniens und Lateinamerikas gibt, werden ausgewählte fremdsprachige Bücher in Vitrinen präsentiert.

Gestaltete Fußböden im Eingangsbereich: Soweit es die örtlichen Gegebenheiten und die finanziellen Mittel zulassen, werden Teppiche oder Fußböden im Eingangsbereich verlegt, die mit Fakten, Daten und Zahlen zum Thema beschriftet in die Ausstellungsräume führen.

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Künstlerische Beratung bei der Erstellung der Ausstellung

Neben dem Autorenkollektiv rund um das Rheinische JournalistInnenbüro, das Buch und Unterrichtsmaterialien erstellt hat, und dem Grafiker Holger Deilke, der diese Publikationen layoutet hat, ist mit Bernhard Lüthi ein international bekannter Künstler und Kurator beratend an der Erstellung des Ausstellungskonzepts und seiner Umsetzung beteiligt.
Bernhard Lüthi stammt aus der Schweiz und hat seit 1966 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, darunter u.a. auf der documenta in Kassel und der Biennale in Venedig. In den 1980er Jahren hat er in Australien Projekte mit dem Aboriginal Arts Board realisiert und als Kurator am Museum of Contempory Art in Sydney gearbeitet. 1989 war er Mitinitiator des Symposiums „Off your High Horse – a Three-Day Trial on Cultural Eurocentrism” und Dozent an der Kunstakademie Münster. Von 1990 bis 1994 kuratierte er die Ausstellung „Aratjara – Art of the First Australians“ in Düsseldorf, London und Louisiana. Von 1999 bis 2001 war er Co-Kurator der Ausstellung „Altäre der Welt“ im „museum kunst palast“ in Düsseldorf und von 2003 bis 2006 Initiator der ersten Retrospektive zum Werk des australischen Künstlers John Mawurndjul im Museum Tinguely in Basel und im Sprengel-Museum in Hannover. Von November 2008 bis Januar 2009 präsentierte Bernhard Lüthi in der Düsseldorfer Galerie „arte versum“ eine große Einzelausstellung seiner Werke.
In seinen Arbeiten und Publikationen hat Bernhard Lüthi pointiert die Nicht-Präsenz außereuropäischer Kunst im europäischen Kulturbetrieb kritisiert, was ihn als künstlerischen Berater für die geplante Ausstellung über in Europa vergessene Aspekte der Geschichte des Zweiten Weltkriegs prädestiniert hat.

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Ausstellungsorte und Kooperationspartner

AfricAvenir International e.V. wird die Premiere der Ausstellung im September 2009 in Berlin organisieren. Die Eröffnung der Ausstellung am 1. September 2009 soll ein demonstratives Zeichen gegen die eurozentristischen Rückblicke auf die Geschichte des Zweiten Weltkriegs setzen, die zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns in Europa zu erwarten sind.
Ende Oktober soll die Ausstellung bei den Tübinger Filmtagen gezeigt werden, danach vom Informationszentrum 3. Welt in Freiburg möglicherweise im dortigen Adelhausermuseum. Anfang Anfang 2010 könnte die Ausstellung im Rahmen des Festivals Africa Alive in Frankfurt a. M. präsentiert werden, anschließend in Zusammenarbeit mit der Stiftung W in Wuppertal, dann von der Kulturkoordination EXILE in Essen im Rahmen des Programms der Kulturhauptstadt Europas 2010. In Köln wird sie vom 16. September bis 11. November 2010 im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln zu sehen sein. Das Eine-Welt-Netzwerk Hamburg will sich möglicherweise für Anfang 2011 um Ausstellungsräume im dortigen Völkerkundemuseum oder Kunsthaus bemühen und die Aktion 3. Welt Saar will die Ausstellung möglicherweise nach Saarbrücken holen.

Weitere Vorgespräche gab es bis Januar 2009 mit potentiellen Ausstellern in Düsseldorf, Stuttgart, Frankfurt, Leipzig und Dresden.
Bis zur Premiere der Ausstellung im September 2009 werden mindestens zehn Orte feststehen, in denen sie bis Ende 2011 zu sehen sein wird. Diese werden vor der Eröffnung der Ausstellung in Berlin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz vorgestellt.
Auch aus dem deutschsprachigen Ausland haben bereits Veranstalter Interesse an der Ausstellung angemeldet. So will das Historische Institut der Universität Luzern die Ausstellung im dortigen Stadtmuseum zeigen und auch zu möglichen Interessenten an der Universität Wien gibt es bereits Kontakte.

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Flexible Ausstellungsversion für Schulklassen

Auf Anregung der Kulturkoordination EXILE, die über ihren „Schulpool“ ein weites Netz von Schulen und Bildungsinstitutionen mit Materialien, Ausstellungen und Veranstaltung zu Dritte Welt-Themen beliefert, wird von der mit großformatigen Schautafeln gestalteten (Wander-)Ausstellung auch eine kleinere, handliche, leicht transportable und somit auch z.B. in Schulklassen, Kulturzentren, Theaterfoyers oder Dritte-Welt-Läden einsetzbare Fassung erstellt. Dafür werden die Ausstellungstafeln im A 1 Format gedruckt und laminiert. Diese flexible Ausstellungsversion wird mit dem Start der Wander-Ausstellung im September 2009 bei EXILE zur Ausleihe bereit stehen. Die Ausstellung wird somit nicht nur zeitlich unbefristet, sondern auch räumlich weitgehend uneingeschränkt einsetzbar sein.

 

Fremdsprachige Versionen der Ausstellung

Die Texte der Wanderausstellung werden jeweils auch in Englisch und Französisch an den Ausstellungs-Orten ausliegen, soweit realisierbar auch in Türkisch.
Darüber hinaus werden flexible Versionen der Ausstellung auf laminierten A 1 Tafeln in Englisch und Französisch erstellt, um sie z.B. auch in frankophonen und anglophonen Ländern Afrikas, Asiens oder Ozeaniens zeigen zu können.
Die Veranstalter der Ausstellungspremiere in Berlin (AfricAvenir) haben bereits Kontakte zu möglichen Interessenten aus Douala (Kamerun) und Dakar (Senegal).

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Die Nachhaltigkeit der Ausstellung

Nach der Tournee durch mindestens zehn deutsche Ausstellungs-Orte bis Ende 2011 wird die Ausstellung von der Kulturkoordination EXILE in Essen übernommen. Sie wird damit auch auf Dauer allen Interessierten zur Ausleihe und Präsentation zur Verfügung stehen.

 

Das zentrale Begleitprogramm zur Ausstellung

Bis zur Premiere der Ausstellung in Berlin werden für die Aussteller in den verschiedenen Städten Vorschläge für Begleitveranstaltungen entwickelt und Finanzierungsmöglichkeiten dafür gesucht.

So soll die Ausstellung mit einführenden oder vertiefenden Vorträgen, Lesungen außereuropäischer AutorInnen, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und Konzerten ergänzt und bereichert werden.
Filme: Recherche International e.V. wird ein Paket mit passenden Filmen zusammen stellen, von denen einige – sofern sich die nötigen Mittel dafür finden lassen – erstmals auch deutsch untertitelt werden sollen (so z.B. der algerische Spielfilm „Indigènes“ über Kolonialsoldaten aus dem Zweiten Weltkrieg und die Filme „Camp de Thiaroye“ sowie „Emitai“ des senegalesischen Regisseurs und Kriegsteilnehmers Ousmane Sembène).
Ein Filmpaket zum Thema „Afrika im Zweiten Weltkrieg“ (mit 35mm-Kinokopien bzw. DVD-Fassungen für den nicht gewerblichen Verleih und landesweiten Vertrieb) wird die Evangelische Zentrale für entwicklungsbezogene Filmarbeit (EZEF) in ihren nicht-kommerziellen Verleih nehmen, womit auch diese Filme nach Ablauf der Wander-Ausstellung weiterhin verfügbar und ausleihbar sein werden.
Hiphop-Musical: Das von der „Compagnie memoires vives“ (Straßburg) inszenierte Hiphop-Musical „A Nos Morts“, eine Hommage an die vergessenen Kolonialsoldaten, soll in deutscher Übersetzung (mit Obertiteln auf Videoscreen) erstmals auch zu Aufführungen in Deutschland eingeladen werden. Öffentliche Abendveranstaltungen und Schulvorstellungen dieser spektakulären historischen Tanz-Performance sollen – soweit es die finanziellen Möglichkeiten erlauben – in den Orten angeboten werden, in denen die Ausstellung zu sehen ist.
Um Filmrechte und -kopien erwerben, die Untertitelungen realisieren und das Musical erstmals zu Aufführungen in deutsche Städte einladen zu können, hat recherche international e.V. im Januar bei der Kulturstiftung des Bundes die notwendigen Mittel dafür beantragt. Die Entscheidung über diesen Förderantrag für das Begleitprogramm zur Ausstellung fällt Ende April 2009.

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Ausstellung und Begleitprogramm im Internet

Zur Werbung für die Ausstellung sowie für das Begleitprogramm wird eine Internetseite entwickelt. Darauf werden Hinweise auf die Ausstellung, Filme, das Musical sowie die verfügbaren Publikationen zum Thema enthalten sein und kontinuierlich um aktuelle Meldungen, Termine, Literaturhinweise, Rezensionen und ähnliches ergänzt werden. Die verfügbaren Unterrichtsmaterialien sollen ebenso auf der Internetseite erscheinen wie Originaltöne von Zeitzeugen und andere audio-visuelle Beiträge zum Thema. Auch zur Erstellung und Pflege dieses Internetauftritts wurden Mittel bei der Kulturstiftung des Bundes beantragt.

 

Lokale Ideen zum Begleitprogramm

In den Orten, in den die Ausstellung gezeigt wird, gibt es bereits zahlreiche Ideen und Initiativen für lokale Begleitprogramme und –veranstaltungen dazu.
So will z.B. das „Rheinklang Tonstudio“ in Köln einen Hörfunk-Wettbewerb zum Thema der Ausstellung für Schülerinnen und Schüler ausschreiben, dessen Ergebnisse professionell produziert und im Rahmen des Kölner Begleitprogramms zur Ausstellung 2010 prämiert und vorgestellt werden sollen. Darüber hinaus könnte das in der Ausstellung präsentierte Kapitel über die Judenverfolgung außerhalb Europas ein Schwerpunktthema der Kölner Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 2010 werden.

Auch das derzeit im Neubau befindliche „Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt“ hat bereits zugesagt, das Kölner Begleitprogramm zu unterstützten und FilmInitiativ Köln wird im Rahmen der 11. Ausgabe des Afrika-Filmfestivals „Jenseits von Europa“ im Herbst 2010 ein cineastisches Sonderprogramm zum Thema der Ausstellung zeigen.
Durch die Einbeziehung der Ausstellung und des Begleitprogramms in die Veranstaltungen der „Kulturhauptstadt Europas Ruhr 2010“ will die Kulturkoordination EXILE in Essen ein überregionales und auch internationales Publikum erreichen. In Wuppertal sollen Begleitveranstaltungen in Kooperation mit der Gedenkstätte „Alte Synagoge“ angeboten werden. Und die Aktion 3. Welt Saar will die Ausstellung möglicherweise in Bezug zu lokalen Auseinandersetzungen um den in Saarlouis geborenen und bis heute verehrten Kolonialmilitär Paul von Lettow Vorbeck setzen.
Das Evangelische Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit in Stuttgart will die Ausstellung mit entsprechendem cineastischen Begleitprogramm im Rahmen der Tübinger Filmtage präsentieren. Und die Initiative AfricAvenir in Berlin bietet bereits im Vorfeld der Ausstellung Seminare zum Thema für LehrerInnen, LehramtsanwärterINnen und weitere MultiplikatorInnen an. Darüber hinaus sollen Kulturveranstaltungen und ein gesondertes Begleitprogramm für Jugendliche angeboten werden. Bis zur Premiere der Ausstellung im September 2009 soll zudem eine Zeitschrift mit Beiträgen afrikanischer Historiker und Künstler zum Thema produziert und als Web-Dossier auch ins Netz gestellt werden.
Die von AfricAvenir skizzierte „Ideensammlung“ zum Begleitprogramm der Ausstellung kann auch anderen Veranstaltern als Anregung dienen (s. Anlage).

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Die Wiedererkennbarkeit der Ausstellung bei der Werbung vor Ort

Um die Wander-Ausstellung als ein auf Dauer angelegtes überregionales Projekt zu kennzeichnen, sollen die Plakate und Flyer der jeweiligen lokalen Ankündigungen in einem einheitlichen Layout gestaltet und in vergleichbaren Formaten gedruckt werden. Anstelle eines Katalogs zu der Wander-Ausstellung sollen vor Ort jeweils das Buch und die Unterrichtsmaterialien als weiterführende Literatur und Arbeitshilfen angeboten werden. Das Informationszentrum 3. Welt in Freiburg wird zudem in der Mai/Juni Ausgabe seiner Zeitschrift als Schwerpunktthema eine Beilage über „NS-Kollaborateure aus der Dritten Welt und ihre deutschen Apologeten“ (Autor: Karl Rössel, Rheinisches JournalistInnenbüro) publizieren, die als Sonderdruck ebenfalls in der Ausstellung verfügbar sein soll.
Neben Plakaten und Flyern soll zur Werbung für die Ausstellung auch eine großformatige, mit Fotos und Texten bedruckte Plane erstellt werden, die an den Außenfassaden der jeweiligen Veranstaltungsorte angebracht werden soll.

 

Der Projektträger

Projektträger ist mit Recherche International e.V. ein gemeinnütziger Verein, der die Ausstellung sowie das Begleitprogramm in enger Kooperation mit den AutorInnen der Publikationen zum Thema (aus dem Rheinischen JournalistInnenbüro in Köln), dem Grafiker Holger Deilke, der sie gestaltet hat, dem künstlerischen Berater Bernhard Lüthi sowie den beteiligten Veranstaltern vor Ort entwickelt und erstellt.

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Eigenbeiträge der Kooperationspartner

Die Kooperationspartner des Projekts stellen bzw. mieten in ihren jeweiligen Städten passende Ausstellungsräume und tragen die Kosten für den Transport, Auf- und Abbau sowie die Betreuung der Ausstellung.
Auch die Organisation der jeweiligen Begleitprogramme sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wird von den jeweiligen Initiativen und Institutionen vor Ort übernommen. Sollten recherche international e.V. die für ein Filmpaket und das Hiphop-Musical zum Thema beantragten Mittel verwehrt bleiben, werden die jeweiligen Veranstalter ihre lokalen Begleitprogramme weitgehend selbst organisieren und finanzieren müssen.

Stand: Ende Januar 2009